Kürzesttexte / Miniaturen / Auszüge aus dem Zyklus "Einmal"
Einmal lief ich um das Haus, irgendjemand hatte mich gerufen, ich schaute im Garten und hinter der Garage, aber sehen konnte ich nichts. Als ich schließlich unter dem alten Kirschbaum zum Stehen kam, fielen alle Blätter gleichzeitig herab, so, als hätten sie auf mich gewartet.
Einmal sah ich mich draußen am Fenster vorbei gehen. Ich sah, wie ich die Leute grüßte und fröhlich voran schritt. Da beeilte auch ich mich nach draußen, um hinterher zu kommen. Denn wann, dachte ich, hat man schon die Gelegenheit, sich selbst zu begegnen?
Einmal sah ich, wie ein Stuhl in der letzten Reihe ganz nah an einen anderen rückte. Bestimmt wollte er nicht so allein sein, dachte ich. Als der Saal sich füllte und die Stühle wieder zurecht gerückt wurden, rannen Tränen am Stuhlbein entlang und bildeten eine kleine Pfütze auf dem Parkett.
Einmal räusperte sich ein Mann neben mir. Ich war gerade auf dem Weg zur Küche, da hörte ich es. Es war ein einigermaßen lautes Räuspern. Die dunkle Stimme, die darunter lag, war deutlich zu erkennen. Deshalb denke ich, dass es ein Mann war. Gesehen habe ich nichts.
Einmal, es ist schon lange her, liefen wir beide um die Wette, weißt du noch? Es war eine lange Strecke, wir hatten sie nicht vorher abgesteckt. Wir rannten einfach nebeneinander her und jeder rief lachend, er werde Erster sein. Wie es ausging, weiß ich nicht mehr, aber dass wir seitdem zerstritten sind, das finde ich schade.